Päne für den neuen Stadtteil

​​​​​​​Die vier neuen Bebauungspäne für das CreativRevier liegen vor

VON CONSTANZE JUCKENACK

Westfälischer Anzeiger vom 28.11.2022

Die Bebauungspläne gehören zu den Voraussetzungen dafür, dass im Creativ Revier einmal das entsteht, woran Planer seit Jahren arbeiten: Platz fürs Wohnen, für Gewerbe samt Start-Ups, für Kreative, Handel, Gastronomie. Ohne gültige Bebauungspläne, in denen eben diese Nutzungen vorgesehen sind, kann der Bau nicht beginnen.

Drei Jahre lang haben über 20 Mitarbeiter in acht Ingenieurbüros diese Pläne vorbereitet. Sie haben Detailfragen geklärt, etwa, wie die Entwässerung funktioniert und wo es Ausgleichsflächen für die beiden Nachtigallenpaare geben kann, die auf Heinrich Robert leben (jedes Paar er- hält einen Hektar im Norden des Gebiets). Sie haben die Achsen festgelegt, die dafür sorgen sollen, dass die „verbotene Stadt“, so nennt Franz Tillmann die ehemalige Zeche, mit der Umgebung zusammenwächst. Mit dem Begriff erinnert Herringens Bezirksbürgermeister daran, dass das Gebiet weiterhin gesperrt ist, die Bezirke Pelkum und Herringen trennt. Ist das Creativ Revier fertig, soll eine Straße die Bezirke verbinden, eine weitere soll von Nordosten nach Südwesten hindurchführen.

Der Baubeginn wird erwartet. Tillmann erzählt, dass so Wohnraum für etwa 2000 Menschen allein auf Herringer Gebiet entstehen soll. „Wir brauchen das unbedingt“, sagt er. „Es haben sich unendlich viele Mieter und Investoren bei mir gemeldet, die endlich loslegen wollen“, sagt Investor Jürgen Tempelmann.

Doch nicht nur die Bebauungspläne müssen stehen, bevor der Bau beginnt. Dazu muss die Fläche auch aus der Bergaufsicht entlassen werden. Das bedeutet, dass die Flächen erst wieder für andere Nutzungen freigegeben werden müssen. Im Fall des Creativ Reviers heißt es beispielsweise, dass auf 60 000 bis 70 000 Quadratmeter, auf denen künftig jemand wohnen soll, geprüft werden muss, ob der Boden verunreinigt ist und womöglich getauscht werden muss. Die Schmiede soll abgerissen werden, auch der Schacht Heinrich Robert muss verschwinden. „Das ist auch für ein Unternehmen unserer Größe keine kleine Sache“, sagt Thomas Middelmann von der RAG. Die Arbeiten müssen europaweit ausgeschrieben werden. Bis das Ausschreibungsergebnis steht und die Fläche fertig ist, dauert es.

Ist es so weit, sind in dem Gebiet zahlreiche Nutzungen geplant: Wohnen können die Menschen beispielsweise in Tiny-, Mini- und Midihäusern, aber auch klassischen Mehrfamilienhäusern. Es soll eine Kita geben und Spielplätze, Gewerbeflächen, urbanen Raum. Ein Blick auf den Plan zeigt, dass ein sehr grünes Gebiet geplant ist: Heutige Waldbestände bleiben stehen. Da, wo der Boden wegen der Kontamination getauscht wird, soll neuer Boden entstehen. Dazu ist geplant, dass das komplette Gebiet klima- neutral ist – deshalb entsteht beispielsweise eine riesige Photovoltaikanlage. Werden die Enkel der Bergmänner von einst sich das Wohnen dort leisten können? „Ja“, sagt Oberbürgermeister Marc Herter. Man werde darauf achten, hier eine gesunde Mischung hinzubekommen, das Gebiet solle für jeden Bürger etwas zu bieten haben, sagt Stadtbaurat Mentz.

Und wann ist es nun fertig? Fest steht das nicht. Die Beteiligten hoffen aber, dass Ende des Jahrzehnts ein großer Teil der heute geplanten Gebäude steht.

Das weitere Vorgehen

In einer Sitzung am Dienstag, 6. Dezember, 16 Uhr, werden verschiedene Ausschüsse im Kurhaus gemeinsam über die insgesamt vier Bebauungspläne zu Heinrich Robert beraten. Anschließend wird der Rat darüber beschließen, ob sie in der vorliegenden Fassung offengelegt werden soll. Die öffentliche Auslegung könnte Anfang 2023 erfolgen. Abhängig davon, welche Einwendungen kommen und wie mit ihnen verfahren werden muss, könnten die Bebauungspläne Mitte 2023 Rechtskraft erhalten, so dass Baurecht vorläge.

Parallel dazu unterliegt der größte Teil des Gebiets der Bergaufsicht, es darf nicht gebaut werden, weil etwaige Gefährdungen als Folge des Bergbaus nicht auszuschließen sind – etwa wegen kontaminierter Böden. Die Entlassung aus der Bergaufsicht geschieht Stück für Stück mit Ausnahme der Fläche der alten Kokerei. Dort wird ein Sicherungsbauwerk entstehen.

 

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